Schmäh-Team informiert sich vor Ort über die Zukunft des Rohstoffs Holz
Holz hat Zukunft. Aber sie sieht anders aus als die Gegenwart.
Welche Anforderungen wird ein moderner Wald erfüllen müssen hinsichtlich Nutzung, Artenschutz und Ökologie? Diesen Themenkomplex erörterten 30 Mitarbeitende von Holzbau Schmäh bei einer Waldbegehung mit Förster Martin Roth. Roth leitet im Bodenseekreis ein 1200 Hektar großes Revier und ist als „Digitalförster“ bekannt. Denn er setzt im Kampf gegen das Waldsterben etwa auch GPS ein. 2023 wurde Roth zu einem der drei besten Förster Deutschlands gewählt.
Auf jeden Fall muss man den Wald aufgrund des Klimawandels auf andere Baumarten umstellen, machte Roth im Meersburger Sommertalwald klar. Buchen, Fichten, Tannen und selbst Eichen funktionierten in den hiesigen Lagen voraussichtlich bereits in 10 bis 20 Jahren nicht mehr, weil sie der steigenden Hitze und dem damit verbundenen Wassermangel nicht mehr standhalten könnten. Man müsse sich auf ein Klima einstellen, wie es früher in Südfrankreich geherrscht habe. Zu den Baumarten, die Trockenheit gut vertragen, zählt die Platane. Allerdings geht sie keine Symbiosen ein und ist deshalb laut Roth ökologisch nicht so wertvoll.
In der Nähe des Kindergartens, wo sich Roth und das Schmäh-Team trafen, wachsen eine Atlaszeder und ein Mammutbaum. Diese Arten wären auch für wärmere Temperaturen gut geeignet. Allerdings sind sie laut Firmenchef Sebastian Schmäh als Bauholz eher uninteressant. Holzverarbeitende Betriebe müssen sich aber nicht sorgen, dass ihnen in den nächsten Jahrzehnten der Werkstoff Holz ausgeht, der sich ja wachsender Beliebtheit erfreut. Denn es wird sich etwa die Baumgrenze durch den Klimawandel verschieben, künftig werden also auch in größeren Höhen Bäume gedeihen. Außerdem, so waren sich Roth und Schmäh einig, müssten und könnten die Forst- und die Holzwirtschaft gemeinsam notwendige und für alle nützliche Veränderungen vorantreiben.
Dabei ist keine Zeit zu verlieren. Roth berichtete, in seinem Revier habe er in den vergangenen Jahren ein Drittel des Starkholzes verloren. Mit der Stadt Meersburg arbeite er sehr gut zusammen. Insgesamt aber hinkten Politik und Behörden hinterher, was den Umgang mit dem Klimawandel angehe. Denn dieser schreite so schnell voran, dass manche Pflanzlisten schon überholt seien. Als Bäume, die aktuell tatsächlich für die Zukunft geeignet scheinen, nannte Roth etwa Platanen, Atlaszedern und Esskastanien. Ab dem Jahr 2050 werde es kritisch, sollte man bis dahin die Waldbewirtschaftung nicht angepasst haben, prognostizierte Roth. Leider setzten immer noch viele Förster zu sehr auf Nadelwald.
Gegen eine nachhaltige Nutzung von Holz spricht laut Roth nichts. Selbst als Heizmaterial sei es viel besser als fossile Brennstoffe. Das Team von Holzbau Schmäh hatte viele Fragen, insbesondere auch zum Thema Ökologie. So etwa zur Bodenverdichtung bei der Waldwirtschaft mit schwerem Gerät. Ob man da nicht Pferdefuhrwerke einsetzen könne? Bei Starkholz gehe das nicht, das sei Tierquälerei, meinte Roth. Aber man lege „Rückegassen“ fest, sodass der Boden nur in Teilbereichen verdichtet werde. Und wieso könne man einen Baum nicht bis zu seinem natürlichen Tod stehen lassen? Das sei besonders in einem Wald, der vor allem der Naherholung diene, allein schon aus Gründen der Sicherheit nicht möglich, antwortete Roth.
Im Anschluss an die zweistündige Waldführung, die alle Teilnehmenden als bereichernd empfanden, gab es ein zünftiges Vesper, bei dem man weiter angeregt diskutierte.
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