20. Dezember 2023
Eine Ausbildung im Handwerk kann alles andere sein als eine Einbahnstraße. Ein gutes Beispiel dafür ist Niklas Sieweke. Nach seinem Abitur 2017 in Friedrichshafen wollte er erst Zahnmedizin studieren, entschied sich dann aber für eine Ausbildung im Zimmererhandwerk bei Holzbau Schmäh. Nachdem er dort anschließend noch ein Jahr als Geselle gearbeitet hatte, absolvierte Sieweke eine zweite Ausbildung: als Industrietaucher in Stralsund. Seit 2022 jedoch ist er zurück in seinem alten Beruf als Zimmermann bei Holzbau Schmäh, wo Sieweke inzwischen zum Baustellenleiter aufgestiegen ist. Und 2025 will der heute 25-Jährige auf die Meisterschule.
Niklas Siewekes Eltern sind beide Zahnärzte und auch er interessierte sich für diese Laufbahn. Während er auf einen Studienplatz wartete, absolvierte er Praktika, unter anderem bei einem Zahntechniker und in einer Zimmerei. Ersteres gefiel ihm nicht, letzteres hingegen sehr. Von 2018 bis 2020 machte Sieweke seine Ausbildung bei Holzbau Schmäh und arbeite dort danach noch bis 2021 als Geselle.
Aber er wollte „noch was anderes von Deutschland zu sehen bekommen.“ Auf die Idee, Industrietaucher zu werden, kam er über eine Dokumentation. Als Beweggründe, diesen Beruf tatsächlich zu ergreifen, nennt Sieweke, der sich als Sportler seit jeher gerne auf dem und im Wasser aufhält, „eine Mischung aus Abenteuerlust, technischer Faszination und Blauäugigkeit.“
Blauäugigkeit? Im Laufe der Zeit vermisste Sieweke hoch im Norden und später auf Montage dann doch seine Heimat und sein soziales Umfeld. Außerdem stellte sich der neue Beruf, den Sieweke in anderthalb statt der üblichen zwei Jahre erlernte, als weniger spannend heraus als gedacht. „Es gab keine handwerklichen Raffinessen, das hat mir auch ein bisschen gefehlt.“ Dabei sind die Einsatzgebiete durchaus vielfältig: Von Schiffsbodenuntersuchungen in Rostock, auf Rügen oder Hamburg über die Wartung und Reparatur von hochkomplexen Anlagen in Baggerseen ehemaliger Tagebaue bis hin zu einer Autobahnbaustelle im Ruhrgebiet, wo für den Ausbau von einer vier- auf eine sechsspurige Fahrbahn Klärbecken ausgehoben werden mussten. Die Aufgabe eines Industrietauchers ist hier, die Becken vorzubereiten. „Dabei steht man sieben, acht Meter tief im Grundwasser“, berichtet Sieweke.
Doch abgesehen von Spezialaufträgen wiederholten sich doch viele Arbeiten und selbst unter Wasser sei eine Schweißnaht nicht so eine große Herausforderung. „Ich musste mir nicht ständig was Neues ausdenken“, so Sieweke. Genau das macht ihm aber Spaß. Als Zimmerer fühlt er sich im Neubau besonders wohl. Darin stecke viel Potenzial. Und: „Im Gegensatz zu einem historischen Projekt, gibt es einen relativ schnellen Fortschritt“, meint er lächelnd.
Sein bisheriges Lieblingsprojekt bei Holzbau Schmäh war das Aufrichten des neuen Bürogebäudes. Das sei technisch viel kniffliger als es sich vielleicht anhöre. „Wenn man im ersten Geschoss nicht filigran arbeitet, dann komm man im sechsten Geschoss nicht da an, wo man hinwollte.“ Exakte Höhen, perfekte Ausrichtung und, zuvor, die präzise Vorelementierung seien hier das A und O. „Ein gewisses Vorausdenken und Planen ist nötig“, betont Sieweke. Außerdem mag er bei solchen Projekten die „persönliche Herausforderung: Wie viel schaffe ich an einem Tag? Und ich sehe hinterher, was sich getan habe.“
Ein weiteres Projekt, an dem Sieweke gerne mitarbeitete, war der Neubau für einen Stuckateur. Die Aufgabe: „Ein neue Betriebshalle und ein Wohngebäude auf einem Gelände.“ Das Firmengebäude sei zwar simpel und zweckmäßig gehalten, mache aber trotzdem was her. „Es hat eine rustikale Holzoptik, die aber sehr ansprechend ist – und das in Kombination mit einem schön gestalteten Wohnhaus.“ Sieweke begeistert auch die Kosteneffizienz dieser Lösung.
Seit November 2022 ist Sieweke selbst auch Baustellenleiter und seine Laufbahn als Zimmerer will er ab 2025 mit dem Beruf der Meisterschule noch einen großen Schritt weiter führen.
Seinen Ausflug in ein ganz anderes Metier bereut er aber nicht: „Es ist kein Fehler, seine Fühler aus seinem Ausbildungsbetrieb herauszustrecken“, findet er. Es gebe sicher nicht den perfekten Arbeitgeber. Aber wenn man auch woanders Erfahrung gesammelt habe, dann wisse man nach einer Rückkehr umso mehr, die positiven Seiten zu schätzen. Man lerne aber auch, Kritik anders zu äußern. Außerdem: „Auf Montage lernt man, sich gut vorzubereiten.“ Wenn man, aufgrund von Ebbe und Flut, nur ein begrenztes Stauwasserfenster mit einer geringen Strömung habe, um eine Arbeit erledigen zu können, dann müsse man improvisieren und könne nicht einfach in die Firma zurückfahren, weil vielleicht gerade das ideale Werkzeug fehle.
Firmenchef Sebastian Schmäh hat generell kein Problem damit, wenn Mitarbeitende mal für eine Weile den Betrieb verlassen. Er findet es sogar gut, wenn sie sich zwischendurch woanders umschauen. „Unsere Türen stehen immer offen“, unterstreicht er. So wie für Sieweke, der bei einem Urlaub am See anfragte, ob noch eine Stelle frei sei und dann sehr schnell wieder ein- und kurz danach aufstieg. Schmäh: „Mir gefällt an Niklas seine wirtschaftliche Verantwortung in Kombination zu seiner besonderen Sozialkompetenz! Für die zukünftige Betreuung von anspruchsvollen Holzbauprojekten ist das eine perfekte Kombination sowohl für das Team als auch die Kundschaft.“
Weitere mögliche Karriereschritte bei Holzbau Schmäh wären, neben dem Meister, den Sieweke anvisiert, etwa auch Polier, Restaurierungsfachkraft oder Restaurator.
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